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Rezension:Perfection in Form (Gebundene Ausgabe)

"Perfection in Form" ist der Katalog zur der derzeit in Florenz gezeigten Ausstellung von Werken des amerikanischen Fotografen Robert Mapplethorpe (1946-1989). Dieser Künstler trat besonders hervor mit Aktaufnahmen, Porträts, Stillleben und Aufnahmen von Blumen, die sich durch hohe technische Perfektion auszeichneten. Mapplethorpe war in seiner Zeit verankert war, wurde sehr intensiv von der klassischen Tradition beeinflusst und hier vor allem von Michelangelo. Den beeindruckenden Fotografien gehen italienisch und englischsprachige Essays von Jonathan Nelson, Richard D. Marshall und Bruno Corá voraus, die dem Leser das Werk und das Leben dieses Meisterfotografen näher bringen.


Der Katalog ist in 5 Abschnitte untergliedert: Mapplethorpe and the Renaissance, Geometrie of Form, Fragment as Form, Repeating Form, Sculptural Form. Bereits im ersten Abschnitt" Mappelthorpe and the Renaissance" wird die Beziehung des Fotografen zu Michelangelo sowohl aus kunsthistorischer und ästhetischer Sicht deutlich. Das formvollendet Muskulöse der abgelichteten Körper tritt in den Vordergrund, selbst bei den von ihm fotografierten Frauen. Die Anleihen, die Mapplethorpe bei Michelangelo genommen hat, erkennt man wenn man sich in die Ablichtungen der Werke von Michelangelo vertieft, besonders in dessen "David" , der das klassische Schönheitsideal perfekt darstellt. Der Kopf entspricht dem Typus eines römischen Imperators, der zornige Blick ist als Darstellung eines Affekts jedoch sehr unantik.


Mapplethorpes männliche Aktbilder huldigen dem überirdisch schönen, durchtrainierten männlichen Körper. Die Genitalien der fotografierten Modelle sind übrigens selten das Thema. Die abgelichteten Männer betreiben kein extremes Bodybuilding. Sie wirken natürlich mit ihren fabelhaft modellierten Oberarmen. Die Männer erscheinen von ihrem Habitus wie Läufer, niemals wie Herkules, der sich anschickt die Erde zu schultern.
Auch seine Fotos von nackten Frauenkörpern erinnern an antike Darstellungen. Die Körper haben etwas unnahbar Göttliches.


Mappelthope dokumentiert in allem das Schöne, das er als das Formvollendete interpretiert. Es gelingt ihm immer. Faszinierend bei seinen Blumenbildern ohnehin, aber selbst beim Portrait Katherine Cebrians, einer eigentlich unschönen, alten Frau mit Hakennase, schafft er es sie auf eine Weise abzulichten, dass man die Schönheit im vermeintlich hässlichen Profil erkennt. Es ist die Schönheit der Form. Im Abschnitt "Geometrie of Form" gibt es ein Foto "Thomas", das einen Schwarzen in einer gebeugten Haltung zeigt, die alle Muskeln des Körpers in Anspannung bringt und den Eindruck erweckt als wolle er sich in die Lüfte erheben, doch seine wuchtigen Genitalien hindern ihn daran. Sie zeigen nach unten. Sie lassen sich als das Erdverbundene deuten, das diesen Mann letztlich davon abhält, gottgleich zu werden.


Mapplethorpes Fotografien von Händen erinnern sehr an entsprechende Studien von Michelangelo. Sich hier in die Linienführung zu vertiefen, verdeutlicht dem Betrachter worin die eigentlichen Aufgaben des Mannes seiner Ansicht nach liegt. Mapplethorpe ordnet Männern eindeutig das Zupackende zu. Ein wenig irritiert hat mich der Körper von Lisa Lyon. Der muskulöse Körper dieser Frau nimmt ihr die weiblichen Attribute. Selbst ihre schöne Brust wirkt wie nicht vorhanden. Es mangelt ihr an Weichheit, dennoch ist ihre Körperform vollendet schön. All das Irdische, erotisch Anmutende hat allerdings aufgehört zu existieren. In dem Kapitel " Sculptural Form" findet sich neben dem Foto von Lisa Lyon ein weiteres, betitelt "Von Hackendahl" . Der von der Rückseite abgelichtete Mann wirkt wie ein griechischer Diskuswerfer. Die Ausdrucksstärke dieses Fotos beeindruckt sehr. Robert Mapplethorpe sagt: "I see things like sculpure... It`s about how that form sits in space an I think that kind of approach comes from my...art historical training."

Ein gelungener Katalog mit sehr guten Fotos.

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