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Rezension: Pirelli- Der Kalender. 50 Jahre und mehr- Philippe Daverio , Hardcover, 30 x 30 cm, 576 Seiten

Anlässlich der Feier des 50. Jahrestages des Pirelli Kalenders präsentiert TASCHEN einen Retrospektivband mit Nachdrucken der vollständigen Kalender, fotografiert u.a. von Richard Avedon, Peter Beard, Patrick Demarchelier, Nick Knight, Karl Lagerfeld, Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin, Annie Leibovitz, Peter Lindbergh, Sarah Moon, Uwe Ommer, Terry Richardson, Herb Ritts, Mario Sorrenti, Bert Stern, Mario Testino, Bruce Weber.

Wie Marco Tronchetti Provera schreibt, ist die Geschichte des Pirelli-Kalenders auch die Geschichte der Marke Pirelli. Ins Leben gerufen haben den Kalender Modefotografen, die zur Weltelite zählen und das geschah lt. Philippe Daverio  in London.

 co: Dal Calandario PIRELLI
1972 di Sarah Moon
Das Besondere am Pirelli-Kalender ist, dass er den Zeitgeist wiedergibt und seiner Entwicklung "Welle um Welle" folgte. Nach einem halben Jahrhundert erweist sich der Kalender als bemerkenswertes Dokument der Kulturanthropologie. Dabei offenbaren ein Spiel von Ästhetiken und Visionen wechselnde Stimmungen.

Heute studiert man den Kalender als ästhetische Publikation, als ein Kunstobjekt und als ein anthropologisches Zeugnis einer ganzen Ära.

 co: Dal Calandario PIRELLI
1987 di Terence Donovan
Im Buch hat man im Anschluss an die umfangreiche Bilderwelt Gelegenheit,  sich in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch in den erläuternden Text zu vertiefen und mehr über die Fotografen in den einzelnen Jahrzehnten zu erfahren.

Die Bilderwelten mit den schönen Frauen sind teilweise Schwarz-Weiß und teilweise farbig und beginnen im Jahre 1963.  Besagte Aufnahmen von Terence Donovan  aus jenem Jahr zeigen elegante Damen aus aller Welt, gut gekleidet, zeigen kultivierte  Frauen, denen man mit viel Respekt begegnet.

1964 dann verändert sich das Frauenbild, ein wenig Haut kommt ins Spiel und  die Haltung  wird immer selbstbewusster. Traumhaft sind die Fotos, die Francis Giacobetti 1971 auf Jamaica realisierte. Es sind kunstvolle,  hoch erotische und dabei poetische Bilder, die zum Träumen anregen. Hier werden Stimmungen eingefangen, die unvergesslich sind.

  co: Dal Calandario PIRELLI
1990 di Arthur Elgort
1972 hat Sarah Moon in Paris Fotos gemacht, die an Romantik kaum zu überbieten sind. Schemenhaft erscheinen Frauen, die ebenso gut in den 1920er Jahren gelebt hätten haben können. Solche Fotos kann nur eine Frau machen, die einen Sinn für romantische Schönheit hat.

Es ist unmöglich, über alle Bilder oder Fotografen im Rahmen der Rezension etwas zu schreiben. Nicht alles, was man sieht,  fasziniert natürlich gleichermaßen. Terence Donovan, der 1963 die ersten Bilder für Pirelli machte,  wartet 1987 mit sagenhaft schönen Frauenbildern auf, unter diesen Fotos von Naomi Campell, Waris Dirie und Ione Brows, wobei Waris Dirie eine faszinierende Unnahbarkeit ausstrahlt.

 co: Dal Calandario PIRELLI
2005 di Patrick Demarchelier
Frauen, die an antike Statuen erinnern, hat Joyce Tenneson 1989 aufgenommen und nur ein Jahr später lässt Arthur Elgort seine Pirelli-Modelle zu antiken Sportlerinnen werden. Nacktheit wirkt stets natürlich, nie provozierend, stets einfach nur schön.

Herb Ritts fotografiert namhafte Modelle 1994 auf den Bahamas. Dabei erscheinen die nackten Rundungen Cindy Crawfords erotisch sehr überzeugend, doch was ist schön?

Peter Lindberghs Schwarz-Weiß-Aufnahmen von 1996 sind es, und Annie Leibovitz versteht es auf eine höchst bemerkenswert eigene Art der Schönheit von Körpern  zu huldigen.

Fasziniert bin ich von den Aufnahmen Karl Lagerfelds aus dem Jahre 2011. Er hat sich der griechischen Mythologie bedient, dabei ist seine Aphrodite, Lara Stone, an Schönheit kaum zu überbieten, fantastisch auch "Narziss und die Nymphe Echo"

 co: Dal Calandario PIRELLI
2011 di Karl Lagerfeld
Die Bilder von Helmuth Newton  sind etwas ganz Besonderes. An dessen Aufnahmen kann man sich nicht satt sehen, weil sie alles besitzen: Ästhetik, Erotik, Distanz, Bewegung, Leben und weil sie stets eine Geschichte erzählen…

Der Fotoband ist ein Hochgenuss für alle, die sich hochwertiger Aufnahmen von schönen Frauen erfreuen können und sich bewusst werden möchten, dass schöne Frauen Kunstwerke der Natur sind, die man in erster Linie bewundern sollte, aber niemals als Eigentum begreifen darf.

Sehr empfehlenswert

Helga König

TASCHEN Pirelli. Der Kalender. 50 Jahre und mehr
Philippe Daverio
Hardcover, 576 Seiten
€ 49,99
Auch erhältlich als großformatige Collector’s Edition mit 2 Ausklapptafeln (limitiert auf 1000 Exemplare).

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu TASCHEN und können das Buch bestellen. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern. http://www.taschen.com/pages/de/catalogue/photography/all/05791/facts.pirelli_der_kalender_50_jahre_und_mehr.htm

Rezension Simply Beauty- Bert Verwelius - te Neues

Der niederländische Fotokünstler 'Bert_Verwelius ist hauptberuflich Geschäftsführer einer Baufirma. Heute 62 jährig, begann er im Alter von 14 Jahren zu fotografieren, hatte ein Jahr später bereits eine Dunkelkammer, um seine Fotos selbst entwickeln zu können und zeigt in diesem Bildband nicht nur, dass er das Metier perfekt beherrscht, sondern dass er auch wirklich versteht, wodurch sich Schönheit auszeichnet. Dieser darf man ihr Geheimnis nicht entreißen, wenn sie als solche weiterhin bestaunt werden soll.

Er dokumentiert in seinem Werk die weibliche Natürlichkeit und Schönheit in all ihren Facetten. Die Erotik, die dieser Bilderwelt entströmt, ist niemals aufdringlich und die Art wie dieser Fotograf sich den Frauen nähert, zeigt, dass er sie nicht als Objekte, sondern als Subjekte begreift, denen er viel Achtung entgegenbringt.

Ästhetik ist für ihn essentiell, aber er ist auch ein Geschichtenerzähler, der die Fantasie der Betrachter anregt, ohne sie mit Pornographie zu langweilen. Nackt oder nur spärlich bekleidet, erlebt man seine Fotomodelle teilweise in der freien Natur. Sie wirken dort fast entrückt, gänzlich uneitel, beinahe wie Schönheiten, die keinen Spiegel kennen.

Verwelius, der in Schwarz-Weiß und in Farbe fotografiert, scheint ein Faible für schöne Augen zu haben, was darauf hinweist, dass er sich mit der Seele seiner Modelle befasst. Er weiß genau, welche Frau er kokett zeigen kann und welche eher zurückhaltend. Keine der Frauen fordert er auf anders zu sein, als sie tatsächlich  ist. Er beschützt sie in ihrem Wesen und zerlegt dieses nicht.

Die schönen Körper sind frei von Silikon und Botox und wirken dadurch unnahbar.  Mitunter verwendet Verwelius eine Technik, die die Bilder als Schattenrisse erscheinen lassen. Ein wunderbar natürliches Bild, das sich über zwei Seiten erstreckt, visualisiert zwei nackte Joggerinnen, die fröhlich am Meer entlang laufen. Dieses Bild dokumentiert, dass Nacktheit auch Freiheit sein kann.

Irgendwann schließlich sieht man einen alternden Harlekin, umgeben von drei Frauen in schwarzen Dessous. Er lächelt versonnen und altersweise und nähert sich ihnen als Mann ohne sexuelle Absichten.

Für das Kopfkino männlicher Bildbetrachter wartet der Anblick des Beginns einer lesbischen Orgie darauf,  goutiert zu werden. Die entblößten Schönen genießen Dom Pérignon und Petrus. All das erschreckt den Harlekin, der die Situation nicht verhindern kann...

Plötzlich dann ein anderes Foto..., junge Frauen und viel zu alte, aber offenbar betuchte Männer zeigen, was  Käuflichkeit ist, die aus schönen Frauen, weil sie ihr Geheimnis preisgeben, leere Hüllen macht.

Versöhnt wird man mit einer Fülle ihr Geheimnis bewahrt habenden Schönheiten, deren Augen voller Sehnsucht sind.

Das Motiv der Frauenliebe, das Männer immer wieder fasziniert und gleichzeitig ängstigt, findet sich nicht selten in diesem Werk. Die wenigen Männer in "Simply Beauty" sind bereits ziemlich betagt und vermutlich schon lange impotent. Sie alle sind letztlich zu Harlekins degradiert, selbst jene, die mit Dollars winken.

Mit schönen Frauen spielt man nicht, man bewundert sie als Meisterwerke der Natur.

Das ist offensichtlich die Botschaft  von  Bert Verwelius an seine Geschlechtsgenossen. Sein Buch lädt ein, diese interessante Tätigkeit voller Freude zu erlernen.

Die Arbeit mit verschiedenen Lichtquellen weiß Verwelius wirklich kunstvoll einzusetzen. Wie te Neues seine Leser wissen lässt, kümmert sich der Fotograf um alles selbst, plant, castet Models, dekoriert das Set und sorgt für das perfekte Licht.  Danach entwickelt er die Fotos und bearbeitet sie selbst, auch diese Prozesse erlernte er im Unterricht bei renommierten Fotogurus. 

Ein großartiger Fotoband, der  Schönheit  jenseits von Käuflichkeit präsentiert.

Sehr empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu te Neues und können das Buch dort bestellen.http://www.teneues.com/shop-de/simply-beauty-bv.html. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.