Vor mir liegt ein wirklich schönes Buch mit erotischen Zeichnungen von Künstlern des 20. Jahrhundert. Es handelt sich um dabei um Werke von:
Auguste Rodin (1840-1917)
Edgar Degas (1834-1917)
Gustav Klimt (1862-1918)
Egon Schiele (1890-1918)
Amedeo Modigliani (1884-1920)
Henri Matisse (1869-1954)
Pablo Picasso (1881-1973)
Oskar Kokoschka (1886-1980)
Salvador Dali (1904-1989)
Den beeindruckenden Zeichnungen ist ein Essay von Norbert Wolf vorgeschaltet. Hier reflektiert er die Erotik der Moderne. Wolf interpretiert hier zunächst ein Bild, das man auf Seite 7 kennenlernt. Dieses Werk ist von Marcel Duchamp und heißt "Die Braut von ihren Junggesellen nackt entblößt, sogar (Großes Glas)" wurde zum erotischen Mythos in der Kunst des 20. Jahrhunderts und zwar deshalb, weil die Erotik nur noch als Anti-Mythos zugelassen wurde, (vgl.S. 4).
Wolf hebt hervor, dass die Kunst über Jahrtausende hinweg dem nackten Körper sein Image "verlieh" und zum klassischen Akt idealisierte. Dabei hat sie die durchmodellierte Nacktheit mit metaphysischer Schönheit gleichgesetzt und zeitgleich das Entblößte auch als Gefäß der Sünde, der Sittenlosigkeit und der nachfolgenden Scham gesehen.
Die Standortbestimmung des Körpers hat sich seit dem 19. Jahrhundert verändert. Jetzt wurde das moderne Individuum von Künstler ausgezogen bis auf die Haut, wie Wolf betont "von der Schönheitsindustrie instrumentalisiert und von der Pornographie prostituiert" (S. 9).
Degas übernahm die Protagonistenrolle, als er den nackten Frauenkörper auf der Bühne sozialer Prosastücke exponierte. Zwischen 1876 und 1878 rückte sein intimer Blick in der Serie seiner Bordell-Monotypien schonungslos und zugleich präzise notierend seinen Modellen auf den Leib, (vg.:S.10).
Im Bildteil lernt man rund 20 seiner Werke kennen, darunter die Lithographie "Stehender Akt, sich abtrocknend", 1891/92, das in Kohle und Pastell gehaltene Werk "Sitzender Akt beim Kämmen", 1887-1890, die hocherotische Monotypie "Zwei Frauen", um 1879/80.
Bei Auguste Rodin fallen die Darbietungen des Körpers tatsächlich weitaus ungehemmter aus als bei Degas. Wolf lässt den Leser wissen, dass Rodins erotische Bilder zum Schönsten zählen, was Rodin geschaffen hat. Seine gewagtesten Darstellungen schuf er ab 1897. Im Fluss heller Aquarellfarben bieten sich folgende Akte hemmungslos dar: allein, sich selbstbefriedigend, zu zweit als lesbische Paare, zu dritt sich von allen Seiten, in allen Haltungen präsentierend, nicht selten skizzenhaft, ephemer, im Augenblick erhascht,"(vgl: S. 11).
Besonders überzeugt hat mich bei den abgelichteten Werken Rodins "La Lune, Psyche" und "Liegende Frau mit einer Hand über ihrem erhobenen Bein". Der Künstler zeigt diese Frau, wie sie masturbiert. Diese Darstellung war mehr als gewagt in jener Zeit.
Von Klimt sollen insgesamt 4000 Zeichnungen erhalten sein. Zu ihnen zählen viele erotische, von denen Wolf festhält, dass sie selbstvergessene, im herrlicher Linienduktus sich räkelnde Körper sind. Sogar beim Masturbieren und in Momenten der Extase sollen die Modelle Haltung bewahren. Wolf nennt diese Haltung schamlose Erhabenheit. So sehe ich das auch.
Auguste Rodin (1840-1917)
Edgar Degas (1834-1917)
Gustav Klimt (1862-1918)
Egon Schiele (1890-1918)
Amedeo Modigliani (1884-1920)
Henri Matisse (1869-1954)
Pablo Picasso (1881-1973)
Oskar Kokoschka (1886-1980)
Salvador Dali (1904-1989)
Den beeindruckenden Zeichnungen ist ein Essay von Norbert Wolf vorgeschaltet. Hier reflektiert er die Erotik der Moderne. Wolf interpretiert hier zunächst ein Bild, das man auf Seite 7 kennenlernt. Dieses Werk ist von Marcel Duchamp und heißt "Die Braut von ihren Junggesellen nackt entblößt, sogar (Großes Glas)" wurde zum erotischen Mythos in der Kunst des 20. Jahrhunderts und zwar deshalb, weil die Erotik nur noch als Anti-Mythos zugelassen wurde, (vgl.S. 4).
Wolf hebt hervor, dass die Kunst über Jahrtausende hinweg dem nackten Körper sein Image "verlieh" und zum klassischen Akt idealisierte. Dabei hat sie die durchmodellierte Nacktheit mit metaphysischer Schönheit gleichgesetzt und zeitgleich das Entblößte auch als Gefäß der Sünde, der Sittenlosigkeit und der nachfolgenden Scham gesehen.
Die Standortbestimmung des Körpers hat sich seit dem 19. Jahrhundert verändert. Jetzt wurde das moderne Individuum von Künstler ausgezogen bis auf die Haut, wie Wolf betont "von der Schönheitsindustrie instrumentalisiert und von der Pornographie prostituiert" (S. 9).
Degas übernahm die Protagonistenrolle, als er den nackten Frauenkörper auf der Bühne sozialer Prosastücke exponierte. Zwischen 1876 und 1878 rückte sein intimer Blick in der Serie seiner Bordell-Monotypien schonungslos und zugleich präzise notierend seinen Modellen auf den Leib, (vg.:S.10).
Im Bildteil lernt man rund 20 seiner Werke kennen, darunter die Lithographie "Stehender Akt, sich abtrocknend", 1891/92, das in Kohle und Pastell gehaltene Werk "Sitzender Akt beim Kämmen", 1887-1890, die hocherotische Monotypie "Zwei Frauen", um 1879/80.
Bei Auguste Rodin fallen die Darbietungen des Körpers tatsächlich weitaus ungehemmter aus als bei Degas. Wolf lässt den Leser wissen, dass Rodins erotische Bilder zum Schönsten zählen, was Rodin geschaffen hat. Seine gewagtesten Darstellungen schuf er ab 1897. Im Fluss heller Aquarellfarben bieten sich folgende Akte hemmungslos dar: allein, sich selbstbefriedigend, zu zweit als lesbische Paare, zu dritt sich von allen Seiten, in allen Haltungen präsentierend, nicht selten skizzenhaft, ephemer, im Augenblick erhascht,"(vgl: S. 11).
Besonders überzeugt hat mich bei den abgelichteten Werken Rodins "La Lune, Psyche" und "Liegende Frau mit einer Hand über ihrem erhobenen Bein". Der Künstler zeigt diese Frau, wie sie masturbiert. Diese Darstellung war mehr als gewagt in jener Zeit.
Von Klimt sollen insgesamt 4000 Zeichnungen erhalten sein. Zu ihnen zählen viele erotische, von denen Wolf festhält, dass sie selbstvergessene, im herrlicher Linienduktus sich räkelnde Körper sind. Sogar beim Masturbieren und in Momenten der Extase sollen die Modelle Haltung bewahren. Wolf nennt diese Haltung schamlose Erhabenheit. So sehe ich das auch.
Betrachtet man Klimts Bilder, so sieht man, dass dieser Künstler die Frauen wirklich liebte. Am meisten hat mir das Bild einer masturbierenden Frau auf Seite 109 gefallen, weil sie völlig genussvoll in ihrem Tun aufgeht.
Egon Schiele Streifzüge durch das Reich des Körperlichen und der Erotik bezogen Männer und Frauen, Jung und Alt, Hässlichkeit und Schönheit und auch das Entsetzen hinter dem sexuellen Begehren mit ein. Wolf unterstreicht, dass Schieles zeichnerische Ausdrucksmittel die innerste Würde des Menschen unangetastet lassen und zwar auch dort, wo sie die psychosomatischen Tiefen und Abgründe der Sexualität ausloten,"(vgl.: S.14).
Mein Lieblingsbild bei den Schiele-Werken ist ein wenig atypisch für ihn. Es zeigt zwei Lesben. Das Bild heißt "Zwei Mädchen. Liebespaar" und besticht durch seinen zärtlichen Ausdruck.
Kunstwerke von Amedeo Modigliani kannte ich bislang noch nicht. Die stilisierten Gesichter seiner Frauenbilder ähneln altägyptischen Typen. Seine Aktbilder sind extrem formalisiert. Man erfährt, dass jedes einzelne Körperelement, die freihändig gezeichneten, jedoch wie Zirkelschläge wirkenden Rundungen des Bauches und des Rückens, die Kreise der Brüste, die Ovale der Schenkel ein Teil einer übergreifenden Stereometrie sind, (vgl.: S.18). Auch hier erwarten den Betrachter Abbildungen von 20 Kunstwerken.
Bei Matisse war Leidenschaft, Sinnlichkeit und Ausdruck von begehrlichen Affekten niemals eine Sache eines einzelnen Körpers und seiner auf dem Blatt Papier hinskizzierte Präsenz als selbstgenügsames Gefäß erotischer Kräfte, sondern das Resultat der Bildstrategie. So soll die Sinnlichkeit, die dem Betrachter aus jedem der Bilder entgegenstrahlt, kein Ergebnis des erotischen Details, sondern vielmehr einer genialen kompositorischen Syntax sein, (vgl.: S.20). Dies kann man an dem Werk "Thema V Variation 1" sehr gut nachvollziehen.
Pablo Picasso, so erfährt man, inszenierte sein Leben und seine Kunst als unermüdliche Suche nach einer Frau. Er verdichtete das Thema "Künstler und Modell" zum zeitlosen "Exemplum". Sein Werk "Umarmung" ist m.E. das erotischste Bild im Buch, weil es zwei Liebende zeigt, in einer Harmonie, die zu Tränen rührt.
Kokoschka irritiert mich bei seinen erotischen Skizzen durch die spröde, eckige Linearität seiner Gestalten. Diesen Zeichnungen kann ich leider nur wenig abgewinnen. Es mangelt ihnen an erotischer Austrahlung.
Salvador Dalis erotische Darstellungen bewegen sich ab den 50er und 60er Jahren immer ungenierter in die Pornographie. Wenn er in seinen erotischen Phantasien den Phallus zu einem Gott erklärt, wirkt dies in erster Linie skurril.
Ein sehr schöner Kunstband, nicht nur für kunstsinnige Herren.
Egon Schiele Streifzüge durch das Reich des Körperlichen und der Erotik bezogen Männer und Frauen, Jung und Alt, Hässlichkeit und Schönheit und auch das Entsetzen hinter dem sexuellen Begehren mit ein. Wolf unterstreicht, dass Schieles zeichnerische Ausdrucksmittel die innerste Würde des Menschen unangetastet lassen und zwar auch dort, wo sie die psychosomatischen Tiefen und Abgründe der Sexualität ausloten,"(vgl.: S.14).
Mein Lieblingsbild bei den Schiele-Werken ist ein wenig atypisch für ihn. Es zeigt zwei Lesben. Das Bild heißt "Zwei Mädchen. Liebespaar" und besticht durch seinen zärtlichen Ausdruck.
Kunstwerke von Amedeo Modigliani kannte ich bislang noch nicht. Die stilisierten Gesichter seiner Frauenbilder ähneln altägyptischen Typen. Seine Aktbilder sind extrem formalisiert. Man erfährt, dass jedes einzelne Körperelement, die freihändig gezeichneten, jedoch wie Zirkelschläge wirkenden Rundungen des Bauches und des Rückens, die Kreise der Brüste, die Ovale der Schenkel ein Teil einer übergreifenden Stereometrie sind, (vgl.: S.18). Auch hier erwarten den Betrachter Abbildungen von 20 Kunstwerken.
Bei Matisse war Leidenschaft, Sinnlichkeit und Ausdruck von begehrlichen Affekten niemals eine Sache eines einzelnen Körpers und seiner auf dem Blatt Papier hinskizzierte Präsenz als selbstgenügsames Gefäß erotischer Kräfte, sondern das Resultat der Bildstrategie. So soll die Sinnlichkeit, die dem Betrachter aus jedem der Bilder entgegenstrahlt, kein Ergebnis des erotischen Details, sondern vielmehr einer genialen kompositorischen Syntax sein, (vgl.: S.20). Dies kann man an dem Werk "Thema V Variation 1" sehr gut nachvollziehen.
Pablo Picasso, so erfährt man, inszenierte sein Leben und seine Kunst als unermüdliche Suche nach einer Frau. Er verdichtete das Thema "Künstler und Modell" zum zeitlosen "Exemplum". Sein Werk "Umarmung" ist m.E. das erotischste Bild im Buch, weil es zwei Liebende zeigt, in einer Harmonie, die zu Tränen rührt.
Kokoschka irritiert mich bei seinen erotischen Skizzen durch die spröde, eckige Linearität seiner Gestalten. Diesen Zeichnungen kann ich leider nur wenig abgewinnen. Es mangelt ihnen an erotischer Austrahlung.
Salvador Dalis erotische Darstellungen bewegen sich ab den 50er und 60er Jahren immer ungenierter in die Pornographie. Wenn er in seinen erotischen Phantasien den Phallus zu einem Gott erklärt, wirkt dies in erster Linie skurril.
Ein sehr schöner Kunstband, nicht nur für kunstsinnige Herren.
Bilder: Mit freundlicher Genehmigung des Prestel Verlages
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