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Rezension: Marc Lagrange - Chocolate-teNeues

Der Belgier Marc Lagrange (1957-2015) hat sich in kürzester Zeit einen Namen gemacht – als einer der originellsten und talentiertesten Porträt- und Aktfotografen weltweit, schreibt teNeues und teilt des Weiteren mit, dass er mit seiner charakteristischen Vorliebe für ausschweifende Szenen akribisch opulente Kulissen zusammengestellt habe, die den Zeitgeist überdauerten. Von der Kritik gefeiert, wurden und werden seine offensichtlich aus einer anderen Welt stammenden Aufnahmen rund um den Globus gesammelt und ausgestellt.

Das Atelier Marc Langrange teilt den Betrachtern der Fotos in diesem Bildband mit, dass #Chocolate einen Blick in jene Zeit gewährt als Marc recht intensive mit dem Polaroid 100 Chocolate gearbeitet hat. Die meisten Bilder entstanden am Set, die für Projekte mit Großbildkamaras gedacht waren. Dank der Besonderheiten der Polaroidform gewannen sie eine ganz eigene Qualität, die für seine Schwarzweißästhetik wie gemacht erscheint und die intensive Atmosphäre seiner Fotographien mit ihren schokoladenbrauen Schatten und den cremefarbenen Spitzenlichtern zusätzlich unterstreicht.

Was es zu sehen gibt? 

Eine Fülle phantastischer Aktfotos, so etwa zwei Werke genannt "Eve´s Apple I + II."  Die beiden Bilder sind im Jahre 2010 entstanden. Eine wunderschöne nackte Frau überlegt zunächst, was sie mit dem Apfel in ihrer Hand machen soll und entscheidet sich, ihn selbstvergessen zu balancieren. Sie hätte es dabei belassen sollen, dann hätte der Sündenfall womöglich  nicht stattgefunden und alles wäre so paradiesisch geblieben wie es auf vielen Seiten des Bildbandes gezeigt wird.

Weitere Doppelaufnahmen erzählen kleine Geschichten, so etwa "La Fille de Paris I+II". Hier verwandelt sich durch eine bestimmte Pose eine gerade schüchterne junge Frau in kokette Dirne.

Le Soir, 2012 ist eine Aktaufnahme, die eine bildschöne, unnahbare Frau im Halbdunkel zeigt. Von irritierender Schönheit sind auch die weiteren Frauen, die in ihrer Nacktheit niemals obszön wirken.

Die halb-entblößte Camille mit ihren schwarzen Seidenstrümpfen und den dazu gehörenden Strapsen erscheint wie eine Göttin und nicht wie ein Sexualobjekt. All die nackten Schönen bei gymnastischen Übungen oder beim Ballett vermitteln eine Art von Erotik, die für die hohe Empfindamkeit des Fotografen spricht.

Der Blick auf die Frauen ist stets erkennbar wertschätzend. Marc Lagrange spielt mit der Kleidung, entblößt, indem er enthüllend verhüllt. Seine Modelle in der freien Natur wirken wie Traumgebilde in Männerphantasien, unwirklich, nicht berührbar.

Am besten gefällt mir das Foto "Capuacu, 2010". Die Ausstrahlung dieser jungen Frau lässt sich kaum in Worte fassen. Seele pur, dabei nachdenklich und sinnlich zugleich.

Die farbigen Modelle- auch solche gibt es- wirken durch die schokoladenbraunen Schatten wie in die Fotos eingepasst, überaus ästhetisch.

Man ärgert sich spontan, dass auf zwei Bildern ein alter, recht beleibter Lüstling den nackten Körper einer junge Wasserstoffblondine anfasst und erkennt die Unnatürlichkeit der Situation. Weg mit diesem untauglichen Verführer. Er hat in diesem Paradies nichts verloren.

Dann doch lieber lesbische Lolitas, die schüchtern in die Kamera blicken! Auch diese kann man bewundern.

Skurril ist die Geschichte des Priesters. Hier verschweigen die Aufnahmen nichts, lassen aber das Geschehene im Kopfkino erst entstehen. Toll gemacht,

Was bleibt zu sagen? Jedes der Bilder huldigt der Schönheit und Unnahbarkeit der Frauen, die im Status der Göttinnen abgelichtet, nichts für Männer auf dieser Welt sind. Was diesen bleibt,  ist die Göttinnen zu bestaunen. Der Bildband  bietet  eine perfekte Möglichkeit  hierzu.


Sehr empfehlenswert.

Helga König

Im Fachhandel erhältlich

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