Den vorliegenden
kurzweiligen Selbsterfahrungsbericht hat die Künstlerin und Managerin Annette
Meisl verfasst. Sie ist die Gründerin der Künstleragentur "LA Gala", Produzentin
von Theaterstücken und Betreiberin einer kubanischen
Zigarrenmanufaktur.
Ihr Buch ist ein Appell an alle Frauen, zumindest
einmal im Leben mehrere Liebhaber gleichzeitig zu haben, denn Meisl ist der
Ansicht, dass man nur durch einen solchen Selbstfindungsprozess wirklich zu sich
selbst findet und tatsächlich zu lieben bereit sei.
Ausgangspunkt ihres
Projektes, an dem sie die Leser teilnehmen lässt, ist die Trennung von ihrem
Mann, dem sie 15 Jahre treu war, der sie aber während der Ehe sexuell betrogen
hat. Als sie davon erfährt, leidet sie zunächst immens, beginnt jedoch recht
bald zu überlegen, wie sie sich zukünftig vor solchen Schmerzen schützen kann
und entscheidet sich für ein sexuell vollkommen freies Leben mit mindestens 5
Liebhabern, ein Leben, in dem sie die Konditionen festlegt.
Ihre
sexuellen Erfahrungen beschreibt sie ausführlich und sprachlich gekonnt. Dabei
macht sie im Vorwort deutlich, dass alle Menschen, die im Buch vorkommen, reale
Personen sind und nur einige Personen miteinander verschmolzen und zu fiktiven
Charakteren verarbeitet wurden.
Meisl begreift sich als sexuell polygame
Frau, die während ihres "Experimentes" lernt, ihre hormonell bedingte Begierde
von Liebesgefühlen zu unterscheiden, ganz so wie es bei Männern seit
Jahrtausenden üblich ist. Hier haben Frauen noch Nachholbedarf.
Sie lernt
viel über Männer und Sexualität kennen und ist davon überzeugt, dass in Zukunft
kein Mann mehr die Grundfesten ihres Selbstbewusstsein erschüttern kann. Zu
wünschen ist ihr das, allerdings habe ich diesbezüglich meine Zweifel. Sexuelle
Befreiung ist zwar wichtig, doch sie genügt nicht alleine, um sich wirklich
emotional unabhängig zu machen und nicht mehr anfällig zu sein für emotionale
Verletzungen. Hier helfen wohl eher Psychotherapien, die den Schwerpunkt auf
Abgrenzung legen.
Zur reinen sexuellen Triebabfuhr sind Männer nicht
notwendig. Das hat Meisl zwar auch erkannt,(sie entdeckt trotz ihres Harems den
Víbrator für sich) doch ihr Problem scheint darin zu liegen, ihr
Selbstwertgefühl mittels Männern stärken zu müssen. Ihr scheint nicht klar zu
sein, dass selbst 20 wechselnde Líebhaber ihr nicht helfen können, ihre
Selbstwertproblem zu lösen.
Solange wir mit anderen Menschen in Beziehung
treten und uns öffnen, besteht die Gefahr sich Leid auszusetzen, es besteht aber
auch die Gefahr zu leiden, wenn wir uns isolieren. Ein weiteres Feld.
Das
Buch ist sehr süffig geschrieben. Dafür und für die Tatsache unter eigenem Namen
als Frau ein sexuell so freizügiges Buch verfasst zu haben, 5 Sterne. Das ist
tapfer. Es gibt Länder, wo man die Autorin für einen solchen Bericht steinigen
würde.
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