"Der kleine Liebesberater" von Prof.Dr. Manfred Hassebrauck ist ein recht desillusionierendes, dabei aber überaus lesenswertes Büchlein, das all jenen nicht schmecken wird, die mit rosa Brille auf der Nase, Liebesbeziehungen anstreben.
Der Wissenschaftler forscht seit über 30 Jahren nach welchen Kriterien man seinen Partner auswählt und wie man es bewerkstelligt, eine erfüllte Beziehung zu führen. Seine Untersuchungsergebnisse trägt er im Frage- und Antwortstil vor.
Um den Begriff Liebe zu definieren, bezieht er sich auf die Untersuchungsergebnisse des Psychologen Robert Sternberg von der Yale Universität. Dieser begreift Liebe als eine Mixtur aus Leidenschaft, Intimität und Bindung. Was man unter den einzelnen Begriffen zu verstehen hat, erläutert der Autor ausführlich und gut nachvollziehbar.
Seine 100 Fragen und Antworten hat er in 9 Kapitel gepackt. Wer schon etwas länger auf dieser Erde lebt, wird bei vielen Antworten zustimmen und die Untersuchungsergebnisse nicht groß in Zweifel ziehen. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel.
Interessant fand ich das Kapitel Strategien und Taktiken. Hier auch nimmt der Sozialpsychologe zur Frage Stellung, inwiefern das Internet das Kennenlernen verändert hat. Das Internet hat einen nicht geringen Einfluss darauf, wie wir uns kennen lernen. Man kommuniziert in erster Linie unverkrampfter miteinander, spricht rascher über private Themen, wodurch schneller emotionale Nähe und Vertrautheit zu Stande kommt. Das Problem für viele scheint zu sein, die Fülle an Informationen richtig zu gewichten. Bei aller Problematik glaube ich, dass dem Kennenlernen im Internet die Zukunft gehören wird, obschon das heute für meine Generation kaum vorstellbar ist.
Frauen in einem höheren Lebensalter haben übrigens immer noch eine geringe Chance einen Partner zu finden, als Männer. Da gleichaltrige Männer statistisch gesehen eher an jüngeren Partnerinnen interessiert sind. Der Altersunterschied zwischen Mann und Frau beträgt im Durchschnitt in der ersten Ehe 3,2 Jahre. Nach jeder weiteren Ehe eines Mannes vergrößert sich der Altersunterschied. Nichts hat sich hier groß geändert seit den Tagen der Emanzipation.
Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Menschen, deren Interessen und Lebenseinstellung ähnlich sind, eine bessere Chance besitzen, auch eine länger andauernde Beziehung zu haben und Männer keineswegs Schönheit an die erste Stelle bei der Partnerwahl stellen, sondern Einfühlsamkeit, Treue, Zuverlässigkeit etc. als wichtigste Kriterien nennen.
Untreue ist der häufigste Scheidungsgrund, gefolgt von Unähnlichkeit in Vorstellungen und Überzeugungen. Auch nicht uninteressant.
Trifft man auf geschiedene Personen, sollte man meines Erachtens zunächst ermitteln, was die Scheidungsursache war.
Geschiedene haben ein höheres Scheidungsrisiko. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich, so etwa bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, die zu Beziehungsproblemen und zur Trennung führen. Neurotizismus ist eine solche Eigenschaft. Dabei handelt es sich um emotionale Labilität, die neurotische Verhaltensmuster zum Ergebnis hat. Bei Personen, die ein zweites Mal geschieden sind, ist das Scheidungsrisiko noch größer.
Der Autor beantwortet viele interessante Fragen wissenschaftlich fundiert, unmöglich diese im Rahmen der Rezension alle zu streifen. Die Antworten verschaffen dem Leser mehr Klarheit in Sachen Partnerwahl und Ursachen für Beziehungsbrüche und machen begreifbar, weshalb manche Beziehungen einfach aufgrund der Konstellationen totgeborene Kinder sind.
Ein Buch, das ich gerne empfehle.
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