Tina Trumpp ist eine Fotokünstlerin und Musikerin, die zahlreiche internationale Fotopreise gewonnen hat. Mit ihrer Familie lebt sie in der Nähe von Stuttgart.
Im Vorwort zu diesem erotischen Bildband schreibt sie, dass für sie die Auseinandersetzung mit dem weiblichen Akt eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration sei. Die fotographische Darstellung des Körpers ermögliche es ihr, die innere Welt des Menschen auszudrücken. Dabei ist es ihr wichtig, einen Ausdruck von weiblicher Zärtlichkeit ohne männliche Dominanz zu schaffen, um auf diese Weise eine bewusst spürbare Nähe zu den dargestellten Musen zu erzeugen.
Das wesentlichen Element der vorliegenden Fotografien sei die besondere Farbgebung, so Tina Trumpp, mittels derer die Nuancen des höchst individuellen, charakterischen Anlitzes der jeweiligen Muse gezeigt werde. Dem stimme ich zu.
Der Künstlerin liegen die Kraft, Stärke und Anmut der Weiblichkeit besonders am Herzen, gemeint-ruhig und ausgeglichen, in einer Balance mit sich selbst und von absolut natürlichem Selbstbewusstsein.
Ihr Blick auf die Modelle zeichnet sich m.E. dadurch aus, dass er die Ästhetik die klassischen Schönheiten in den Vordergrund stellt und bei aller Nacktheit zu aller erst die ausdrucksvollen Augen und die Zartheit des Weiblichen hervorhebt.
Die schlanken, aber nicht überschlanken Musen umspielt ein Hauch von Romantik. Dabei erzählen die einzelnen Fotographien Geschichten, die niemals frivol oder kitschig daherkommen, sondern an Traumwelten hervorragender Dichter wie etwa Rilke erinnern.
Hervorheben möchte ich das Foto "Die Sünde" aus dem Jahre 2020, das eine sehr verführerische Frau zeigt im Habitus einer Hofdame mit viel Contenance. Sie könnte im frühen 19. Jahrhundert gelebt haben.
Sehr modern hingegen mutet trotz des fließenden Hemdstoffes das Bild " Sweet Seduction"(2017) an. Die atemberaubend schöne Figur und die Haltung dieser Muse erinnert an eine graziöse Balletttänzerin.
Nur wenige Modelle räkeln sich im Bett und eine nackte Eva hält eine Flamingoblüte vor ihre Scham, die wegen ihres phallischen Blütenfruchstandes unterschwellig daran erinnert, dass es im Paradies einst auch einen Adam gegeben haben muss.
Was die Fotografin perfekt herausarbeitet, sind die dezenten Kurven der Modelle, die selbst nackt angezogen und in gewisser Weise unnahbar wie Göttinnen wirken.
Das mit Abstand schönste Bild trägt den Namen "Die Unschuld" und suggeriert den Beginn einer Hochzeitsnacht irgendwann zu Zeiten der Romantik... Dem Zauber dieses Bildes kann sich keiner entziehen. Es präsentiert ein Stück Kulturgeschichte.
Maximal empfehlenswert.
Helga König